Kontakt: info@pferdegestuetzte-therapie.de

Öffnungszeiten: nach Terminvereinbarung

Pferde sind ...

... besonders gut als therapeutische Helfer geeignet. Doch wer mit Pferden umgeht, sollte sich auch mit der Psychologie des Pferdes beschäftigen. Nur wenn der Mensch das Pferd richtig versteht, seine Bedürfnisse erkennt und auf es eingehen kann, ist auch in der Lage es in der Weise auszubilden, dass beide Freude miteinander empfinden. 

Das Pferd ist, wie der Mensch, ein soziales Wesen: Pferde leben mit Vorliebe in der Herde und werden oft als soziale Spezies betrachtet. Sie suchen den Umgang mit anderen Lebewesen und sind besonders empfänglich für Körperkontakt, Blickkontakt und emotionale Bindungen. So z. B. die Fellpflege: Pferde können ihr Fell theoretisch ohne andere Hilfe selber pflegen. Dennoch kann man in einer Herde sehr gut beobachten, dass Pferde sich immer wieder gegenseitig an Hals, Mähne, Vorderbeine und Widerrist beknabbern. Dies dient zum einen der Vermittlung taktiler Signale und Kontrolle vor Parasiten, andererseits scheint es eine beruhigende Wirkung hervorzurufen. Wird eine Lieblingsstelle beknabbert oder aber vom Menschen durch striegeln oder massieren berührt, dehnt das Pferd genüsslich den Hals, schließt die Augen und streckt die Oberlippe nach vorn. Eine solche soziale Fellpflege vor dem Reiten kann den Umgang mit dem Pferd erleichtern. 

Pferde sind von Natur aus empfindsam und überaus feinsinnig für Stimmungen: Geht der Mensch mit verspannter und aggressiver Stimmung auf ein Pferd zu, muss er damit rechnen, dass sich das Pferd von ihm abwendet, denn durch seine Körperhaltung signalisiert er dem Pferd seine Stimmung. So ist das Pferd oftmals auch ein Spiegelbild unserer selbst. Auch wenn das Pferd uns trägt, spürt es durch die Körperhaltung, wie es seinem Reiter geht. Hat der Reiter Angst, so überträgt er dieses Gefühl direkt auf das Pferd, welches durch das Angstgefühl überrascht wird und es zu Missverständnissen und folglich auch zu Reitunfällen kommen kann. Nur wenn der Mensch dem Pferd vertraut, kann das Pferd dem Menschen auch Vertrauen schenken und ihm beim Reiten Sicherheit, Ausgeglichenheit, Ruhe und Wohlempfinden entgegenbringen. Das Pferd erkennt die kleinsten Widersprüche seines Reiters und lässt sich nicht durch seine Sprache verwirren. 

Pferde verfügen über einen gut entwickelten Beschützerinstinkt: In einer Herde kann man sehr gut erkennen, dass schwache Pferde und vor allem Fohlen in der Mitte ihrer Herde Sicherheit suchen, während die stärkeren Mitglieder sich am Rand aufhalten, um potenzielle Feinde mit ihren Hinterhufen abwehren zu können. Auch im Umgang mit unsicheren und unbeholfenen Kindern sind Pferde sehr behutsam und vorsichtig. Dies kann man vor allem bei Menschen mit Gleichgewichtsproblemen beobachten. Ist das Kind unsicher, so verlangsamt das Pferd sein Tempo, damit der Reiter sich wieder richtig positionieren kann. 

Pferde sind als Tiere völlig wertfrei und prinzipiell offen im Zugang auf Menschen: Pferde machen beim Reiten keinen Unterschied, aus welcher sozialen Herkunft sein Reiter kommt oder welcher Kultur er angehört. Das Pferd gibt uns Menschen die Möglichkeit - egal wie mutig oder ängstlich, groß oder klein, behindert oder nicht behindert, jung oder alt wir sind - uns von ihm tragen zu lassen und uns durch es fortzubewegen. 

Die Bewegung in der freien Natur ist für das Pferd ein Spiel: Pferde haben einen ausgeprägten Spieltrieb, welcher allein der freiwilligen Aktivität und Initiative des Einzelnen zuzuschreiben ist. Es wäre eine falsche Annahme, wenn wir Menschen seine Bewegung mit unserer Arbeit identifizieren. Egal ob im Spiel, Sport oder bei der Arbeit mit Pferden, seine Gangarten sind in allen drei Fällen immer gleich. Nur seine Bewegung ist unterschiedlich und reicht von ausgeprägter Lockerheit bis Verkrampfungen oder Verspannungen. Lockerungsübungen sind daher nicht nur für den Reiter, sondern auch für das Pferd ein wichtiger Bestandteil des Trainings. Das Pferd regt den Menschen durch die Bewegung und dem Gefühl der Lebensfreunde zu Kreativität und Phantasie an. 

Literaturtipp: Daniel Mills, Pferdeverhalten erklärt, Müller Rüschlikon Verlag